Das römische Legionslager Albing

KG St. Pantaleon, OG St. Pantaleon-Erla, VB Amstetten (NÖ.)
Gst. Nr. 702, 707/1–2, 710–713, 859, 862/1, 862/4, 864/1, 865, 869/1, 872/1, 873/1, 874, 875, 877/1–2, 878, 879, 882/1, 882/3–5, 884/1–2, 885, 886, 887/1–3, 889/1–5, 890/1–2, 891–896, 897/1–3, 898/1–2, 899/1–2, 903/1–2, 906, 908–913, 921/1, 982/1, 982/3, 983–985
Denkmal: Legionslager
Antiker Name: nicht überliefert, möglicherweise Elegio oder Mariniana (Tab. Peut. III.5)
Zeitstellung: mittlere Kaiserzeit (um 170–205 n. Chr.)

Lage
Am Ostrand des Ortes Albing, am Rand des ehemaligen Augebiets auf einer schwachen Geländeerhebung, ca. 2 km östlich der heutigen Ennsmündung.

Forschungsgeschichte
Mauern und Kleinfunde wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gefunden. Die ersten Grabungen fanden unter M. von Groller (Limeskommission) 1904/1905 statt. Dabei wurden Teile der Umfassungsmauer, Toranlagen und Türme freigelegt. Im Zuge von Bauvorhaben wurden 1973 von H. Stiglitz (ÖAI) und 1985 von E. M. Ruprechtsberger (Nordico- Museum Linz) Rettungsgrabungen durchgeführt. 2006  konnte bei einer Grabung des Bundesdenkmalamts die Porta decumana freigelegt werden. 2007 wurde eine Sondageim Bereich der Principia angelegt.

Beschreibung
Die abschnittsweise durchgeführten Ausgrabungen ergaben bislang drei Toranlagen und mehrere Zwischentürme, die unterschiedlich weit von der Mauer hervorsprangen. Die  zweitürmige Porta praetoria zeigte drei Durchfahrten, die Via praetoria konnte auf 80 m Länge aufgedeckt werden.
In der westlichen Ecke war ein trapezförmiger Turm eingestellt.
Vor der Umwidmung in Bauland wurden bei einer Notgrabung 2006 die westliche Lagermauer auf einer Länge von 31 m sowie ein quadratischer Zwischenturm mit bis zu 2,1 m Mauerstärke freigelegt. Weiters wurde die Porta decumana mit zwei Türmen erfasst.
Die Rekonstruktion ergibt ein Lager von 568 × 412 m Größe (Fläche 23,3 ha) mit vier Toranlagen und 28 Zwischentürmen. Das rechteckige Lager mit abgerundeten Ecken hat eine Südwest-Nordost-Ausrichtung und liegt mit seiner Längsseite gegen die Flussrichtung der Donauarme. Die in Rollkieseln gesetzte Umfassungsmauer ist bis zu 1,70 m tief erhalten und 1,80 m bis 3,15 m stark. Ein vorgelagerter Wall mit Graben konnte nicht nachgewiesen werden und scheint wegen der Nähe zum Augebiet überflüssig gewesen zu sein.
Im Zentrum konnten Baureste der Principia festgestellt werden. Ziegelstempel belegen eine Errichtung des Lagers durch die von Kaiser Marc Aurel während der Markomannenkriege an den Donaulimes verlegte legio II Italica in den 170er-Jahren. Das Lager wurde nur wenige Jahre genutzt, da ab 190 n. Chr. die Verlegung der Legion nach Lauriacum/Enns (Fertigstellung der Innenbauten 205 n. Chr.) erfolgte. Beobachtungen durch H. Ubl bei Bauarbeiten der letzten Jahre erbrachten keinerlei Hinweise auf eine weitere Innenbebauung, sodass das Lager auch niemals fertiggestellt und belegt gewesen sein dürfte. Aufgrund der im Vergleich zum späteren Lager in Enns (21,5 ha) größeren Fläche des Lagerareals (23,3 ha) wird angenommen, dass in Albing zusätzlich eine Reitereinheit, die ala Antoniniana, stationiert war.

Gegenwärtiger Zustand
Der Grundriss des Lagers ist unter der Erde fast komplett erhalten und auf Luftaufnahmen klar erkennbar. Die Nordmauer ist entgegen älteren Annahmen in größerer Tiefe zu vermuten und nicht durch ein Donauhochwasser abgetragen.
Die Fundstelle steht unter Denkmalschutz.

Literatur
Genser 1986, 165–179. – Kandler und Vetters 1986, 105–109. – Erwin M.
Ruprechtsberger, Die Legionslager in Albing/NÖ. und Lauriacum/Lorch-Enns.
In: Oberösterreich. Grenzland des römischen Reiches, Katalog des OÖLM N.
F. 7, Linz 1986, 71–78. – Hannsjörg Ubl, FÖ 31, 1992, 19. – Martin Krenn und
Gottfried Artner, FÖ 45, 2006, 33–34. – Martin Krenn, Gottfried Artner,
Susanne Baumgart und Sybill Woydowski, FÖ 46, 2007, 29–30. – Hans
Petrovitsch, Legio II Italica, FiL 13, Linz 2006, 303–307.


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